Minimierung der Einträge von Röntgenkontrastmitteln Mülheim an der Ruhr

Über das Pilot-Projekt
„MERK’MAL“

 
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Prof. Dr. med. Heinz-Jochen Gassel, Ärtztlicher Direktor, Ev. Krankenhaus Mülheim

"Wir machen aus zwei Gründen gerne mit. Erstens: Umweltrelevante Stoffe erst gar nicht in den Wasserkreislauf einzuspeisen, ist ein innovativer Ansatz. Was wir jetzt bei Röntgenkontrastmitteln lernen, kann sich zukünftig bei gefährlichen Stoffen als wertvoll erweisen. Und zweitens: Dieses Projekt fördert das Bewusstsein dafür, dass aktiver Umweltschutz jeden angeht."

Röntgenkontrastmittel (RKM), also chemische Substanzen aus der medizinischen Diagnostik, gelangen über die Entsorgung in der Toilette in das kommunale Abwassersystem. Da RKM nur schwer biologisch abbaubar sind, werden sie in Kläranlagen nur geringfügig entfernt. Sie gelangen also in unsere Gewässer. Hier reichern sie sich zunehmend an. Messergebnisse an der Ruhr belegen das.

In Mülheim an der Ruhr wurde daher ein durch die RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH und das IWW Zentrum Wasser gestartetes  Pilot-vorhaben realisiert, das diese Entwicklung eindämmen möchte - durch die Ver-wendung von Urinbeuteln nach der Einnahme von RKM. Denn: Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme, um zu verhindern, dass die Kontrastmittel in den Wasserkreislauf gelangen, besteht darin, sie direkt beim Verursacher aufzufan-gen, noch bevor sie in unsere Gewässer gelangen können.

 
Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Forschungsprojekt "Minimierung von Röntgenkontrastmitteln im Einzugsgebiet der Ruhr" mit dem Kurztitel MERK'MAL Ruhr wurde unter Federführung des IWW Zentrum Wasser in Kooperation mit dem Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. (IUTA) und der IKU GmbH durchgeführt. Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Ulrich Scholten und unter der Führung durch RWW-Geschäftsführer Dr. Franz-Josef Schulte haben sich in Mülheim an der Ruhr namhafte Vertreter der Wasserwirtschaft, der Medizin, der Industrie und der Wissenschaft zur Begleitung des Projekts durch einen Führungskreis bereit erklärt.

2-Phasen-Ablauf

Das Pilotprojekt teilte sich in mehrere Phasen: In einer Sammlungsphase wurden zunächst in den beteiligten Kliniken und Praxen an Patienten Urinbeutel an radio-logisch untersuchte Patienten herausgegeben. Im Anschluss folgte die Auswertung aller gesammelten Daten, um den Erfolg der Maßnahme in Bezug auf die Verringerung des Eintrags von RKM in die Ruhr zu bewerten.

Die aktive Projektphase mit Herausgabe der Teilnehmersets an die Patienten in den Krankenhäusern und der Praxis erfolgte in der Zeit von Juli bis Oktober 2017. In diesen Wochen bekamen die Patientinnen und Patienten nicht nur die Urinbeutel und Informationsmaterial vom behandelnden Arzt oder dem medizinischen Fachpersonal, sondern auch einen Feedback-Bogen überreicht. Parallel zur Sammlung führte das Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. (IUTA) Wasser-analysen durch und beobachtet die Konzentration der RKM im Wasser.

Im Anschluss an die Sammlungsphase wurde die Mitwirkung der Patientinnen und Patienten anhand ihres Feedbacks zur Teilnahme gemessen. Dabei stellte sich heraus: Bis zu 87 Prozent der Patientinnen und Patienten haben an dem Projekt mitgewirkt. Darüber hinaus wurden die Messungen der RKM-Konzentrationen ausgewertet um herauszufinden, wie sich die Belastung der Ruhr durch das Auf-fangen der RKM mit Urinbeuteln verändert hat. Und der Erfolg ist belegbar: An einem Messpunkt konnte beispielsweise in nur noch drei von 14 Proben Röntgen-kontrastmittel nachgewiesen werden. Mehr zum Projektabschluss finden Sie hier.

Eine Schlüsselrolle für den Erfolg des Projekts kam den Partnern des Vorhabens zu. Dazu zählten das Evangelische Krankenhaus Mülheim, die Radiologische Gemeinschaftspraxis Mülheim sowie das St. Marien-Hospital Mülheim an der Ruhr und das Medizinisches Versorgungszentrum Mülheim an der Ruhr GmbH, die sich an der Sammlungsphase von Juli bis Oktober 2017 beteiligen und das Projekt durch Ihre aktive Mitarbeit unterstützen. Denn: Ärzte und Pflegeper-sonal wissen am besten, welcher Patient wann und welche Art und Menge von Kontrastmitteln eingenommen hat. Sie können den Einsatz der Urinbeutel steu-ern und ihre Patienten gezielt auf das Projekt ansprechen.

Partner und Teilnehmer

 

Wissenschaftliche Begleitung

Das Projekt sieht eine intensive wissenschaftliche Begleitung durch die Fachleute von IWW, IUTA und IKU vor, eine Erfolgskontrolle über Messungen, eine Evaluation der Patiententeilnahme durch Fragebögen und nicht zuletzt auch eine Ermittlung der Kosten, mit denen eine flächendeckende Umsetzung des Konzepts zur Vermeidung des Eintrags von Kontrastmitteln verbunden wäre.

Weiter denken und mehr erreichen

Da das Mülheimer Projekt ein Erfolg war, streben die Beteiligten danach, MERK'MAL auszuehnen: Denkbar ist, den Bereich zwischen Duisburg und Dortmund bzw Arnsberg abzudecken. Wie dieser Roll-Out jedoch organisiert und finanziert werden könnte, muss noch erarbeitet werden.


Der Projekt-Steckbrief als PDF-Dokument: Alle Informationen übersichtlich auf einen Blick.

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